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«Der fröhliche Hans und der heilige Franz»

«Der fröhliche Hans und der heilige Franz»
14. März 2025 um 19.00 Uhr

Vortrag von Dr. Josef Imbach in der Klosterkirche 
Musikalische Umrahmung: Sebastian Guralumi 

Anschlessend Apéro

Der fröhliche Hans und der heilige Franz
In seiner beachtenswerten Einführung in das Christentum (1968) bezieht sich der Theologe Joseph Ratzinger auf das grimmsche Märchen Hans im Glück, anhand dessen er den seiner Ansicht nach fortschreitenden Glaubensverlust so kommentiert: «Den Goldklumpen, der ihm zu mühsam und schwer war, vertauschte Hans der Reihe nach, um es bequemer zu haben, für ein Pferd, für eine Kuh, für eine Gans, für einen Schleifstein, den er endlich ins Wasser warf, ohne noch viel zu verlieren …» Im Anschluss daran bedauert er, dass viele Theologen mit ihrem «stufenweise Herunterinterpretieren» einen Weg gegangen seien, der «vom Gold zum Schleifstein führt», den man getrost wegwerfen könne. Aber kommt diese Art der Deutung nicht ihrerseits einem Herunterinter-pretieren des Märchens gleich?
Wer den Märchentext durch die tiefenpsychologische Brille liest, erkennt schnell, dass Hans kein Minus-Tauscher ist. Jeder neue Besitz macht ihn erst froh, nachdem er ihm abhandengekommen ist. Schrittweise übt er sich ein in die Kunst des Loslassens.
Erinnert das nicht an Franz von Assisi? Der sich vor dem Bischofs-palast von Assisi sogar seiner Kleider entledigte, um seinem leiblichen Vater alles – ja: alles – zurückzugeben und fortan keinerlei Eigentum mehr sein Eigen nennen mochte? Hans im Glück – ein Zwillingsbruder des Poverello?

Dr. Josef Imbach OFMConv ist in der Seelsorge tätig und unterrichtet an der Seniorenuniversität Luzern. Bekannt ist er vor allem durch seine Buchveröffentlichungen und seine Vortragstätigkeit.